Am 30. November 2009 fand eine Veranstalung der Redaktion Bahamas mit dem Titel “Als wir uns einmal zu Israel verhalten wollten… … und unversehens unsere alte Liebe zu „linken Zusammenhängen“ wiederentdeckten” statt. Nach <a href=“http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,661980,00.html>dem Angriff auf eine Vorführung eines Films von Claude Lanzmann durch antisemitische Schläger in Hamburg, wurde ein Bündnisaufruf und eine Demonstration u.a. von der Gruppe Kritikmaximierung gegen die “Hamburger Unzumutbarkeiten” verfasst. Mit diesem Aufruf setzte sich die Redaktion Bahamas kritisch auseinander.

Der Abend begann mit einer Einführung von Tjark Kunstreich. Dieser baute seine Ausführungen an der Figur des Selbstmords auf, den die Linke begangen hätte und dem eine aggressive Botschaft innewohnen würde. Kunstreich setzte sich mit der “Strategie der Roten Nazis” auseinander. Hamburg sei wie Magdeburg, nur größer und teurer.

Es folgte der längere Vortrag von Justus Wertmüller. Er zitierte ironisch aus jüngsten Angriffen auf die Bahamas, u.a. wurde ihr “bewährte K-Gruppen-Manier” von Christian Stock von der iz3w vorgeworfen.

Die Bahamas befände sich laut Wertmüller in der besonderen Situation, dass sich ihre Abonnenten zumeist nicht öffentlich äußern würden. Deswegen richte sich diese Veranstaltung an die Freunde der Bahamas, die – auch wenn sie den Hamburger Aufruf unterschrieben hätten – sich eingestehen sollten, dass dies ein Fehler gewesen sei und sie ihre Unterschrift zurückziehen sollten. Wertmüller zitierte aus einem Aufruf für eine israel-solidarische Demonstration in Hamburg im Jahr 2004, die nur unter Polizeischutz stattfinden konnte. Genau dies würde von dem “Hamburger Unzumutbarkeiten”-Bündnis heute totgeschwiegen, schon damals hätten die Hamburger kollektiv geschwiegen, als die Demo tätlich u.a. mit Steinen angegriffen wurde. Niemand würde sich in Hamburg öffentlich für Israel aussprechen, in Hamburg herrsche ein Klima der Angst und Einschüchterung und man würde dort den Schlägern nicht entgegentreten, es hätte damals der Impuls von außen kommen müssen, während vermeintlich israel-solidarische Hamburger wie Gremliza sich feixend unter den Gegendemonstranten befunden hätten.

Die Anmeldung der Demonstration des “Bündnis gegen Hamburger Unzumutbarkeiten” unter dem Kollektivpseudonym “Johanna Zorn” sei ein schlechter Witz, deutsche Innerlichkeit träfen auf den infantilen Aktivismus einer Jeanne d´Arc, man würde nicht nur sprachlich genau das Ressentiment der B5-Schläger bedienen. Anhand von Zitataen wurde der Hamburger Aufruf von Wertmüller zerpflückt: “Ich will mich nicht zu Israel verhalten, schon gar nicht in Zusammenhängen.” Schließlich würde es darum gehen gegen Antisemiten vorzugehen und nicht eine vage Absicht zu bekunden – weder sprachlich noch inhaltlich sei ein “verhalten zu” korrekt. Der Film von Claude Lanzmann sei kein Film über Israel sondern für Israel. Dabei würde genau dies unterschlagen und der Regisseur systematisch umgedeutet als “französischer Jude, Résistancekämpfer und Regisseur von »Shoah«, der bedeutendsten Dokumentation über die Vernichtung der europäischen Jüdinnen und Juden”. Dieses Zitat wurde ausführlich kritisiert, die pro-zionistische Haltung von Lanzmann würde damit weggelogen und er für Israel-Hasser kompatibel gebogen.

Ein längerer Teil ging um eine Einschätzung von Machtverhältnissen. Eine Sicherheitspartnerschaft mit der Polizei sei notwendig, denn wenn ich diese nicht wolle, “… müsste ich einen Hinweis darauf geben, was ich selbst kann: Wo ist Christian Stocks starke Truppe?” So bliebe es bei verbalen Drohungen wo es nur eine Hand gegen B5 und Konsorten gäbe, die sich gelegentlich zur Faust gegen Antisemiten ballen würde: “die der Polizei”. Der deutsche Staat – ohne die Motive dafür gutzuheissen – würde an bestimmten Punkten nicht zugelassen, dass der Film verhindert würde, hätte man nur im Vorfeld die Bedrohung publik gemacht.

Im folgenden ging es noch kurz um den Unterschied zwischen linkem und rechtem Antisemitismus, der letztere vom Schlage eines Horst Mahlers sei nicht wirkungsmächtig, sondern “die letzte schäbige Ecke der Gesellschaft”, von Menschen, denen man “schon 10 Meter gegen den Wind eine Verhaltsauffälligkeit” attestieren könne. Gegen die rechte Form des Antisemitismus zu sein sei heute common sense, dem würden selbst beinharte Antisemiten zustimmen, was sich etwa in der Konstellation der Gruppen gegen die Verzögerungen der Entschädigungszahlungen an ehemalige Zwangsarbeiter gezeigt hätte.

In einer Idealvorstellung würde sich eine Bürgerinitiative gegen das Nazizentrum B5 gründen, das geräumt werden solle, und deren Protagonisten bei jedem Propagandadelikt angezeigt werden sollten. Das Kino b-movie hätte die Veranstalter ins “offene Messer laufen lassen”, da nicht von den Drohungen im Vorfeld berichtet wurde.

Nach der Pause kam das Publikum zu Wort; es wurden verschiedene Themen angeschnitten aber ein roter Faden in der Diskussion war nicht auszumachen.
Sören Pünjer gab noch kurz eine These zur Todesverfallenheit sowie zur Normalisierung Deutschlands versus der Globalisierung deutscher Ideologie.
Bevor die Diskussion ins völlig Bodenlose abzugleiten drohte beendete Tjark Kunstreich den Abend mit einem Schlußstatement. Der deutsche Import des Guardian (laut Kunstreich die wahrscheinlich antisemitischste Zeitung in Europa) durch Jakob Augstein wurde kurz angeschnitten und dann war der Abend an dieser Stelle zu Ende.