Ich bin vor einiger Zeit über das MySpace-Profil des Happy Hardcore Produzenten Scott Brown gestolpert… warum auch immer. Sehr belustigend fand ich ein Banner auf der Site, dass da reklamiert: “Keep hardcore alive – don´t fileshare”. Die passende Grafik dazu will Downloads gleich ganz verbieten.

In etwa in diesem Fahrwasser bewegt sich die dem Banner zugehörige Kampagne “P-A-I-D – Producers against illegal downloads”. Auf einer Website dazu werden unterstützende Labels und Vertriebe aufgelistet, die scheinbar ausschließlich aus dem Umfeld von Scott Brown und dessen Evolution Records stammen. Da wird dann in einem kurzen Text zur Begründung auf die Hardcore-Szene verwiesen, wo geringe Verkäufe von jeher das Problem darstellen würden. An der Stelle wird das Gerede von “Szene” zu reiner Ideologie, die die Interessen verdeckt: es geht hier nur Verkäufe von CD´s und – ganz am Rande – legalen Downloads aus Sicht von Labels und Produzenten. Und da sitzen alle nicht im gleichen Boot der Szene, auch wenn der Artikel die subtile Drohung aufkommen lässt, dass es – wenn alles so weitergeht – keine CD´s und Plattenproduktionen mehr gibt.

Das mag auch stimmen – nur wird die Musik dadurch nicht aussterben. Musikinteressierte Kids fangen an zu produzieren und stellen ihre Tracks auf ihr MySpace Profil. Ich selbst finde es als Produzent, DJ, Labelmacher und Plattensammler nicht besonders toll, dass eine Vinylproduktion kaum mehr finanzierbar ist durch sinkende Verkäufe. Nur wird wirken die Versuche von Scott Brown so herrlich altbacken und realitätsfern. Als ob mit obskuren Appellen ein Damm gegen “illegale Downloads” zu errichten sei. Diese Verteidigung des Status quo wirkt auf mich ganz schön befremdlich. Die Karten zwischen Produzenten, Labels und Konsumenten werden zur Zeit neu gemischt. Es findet ein grundlegender Wandel statt, der alte kulturelle Praktiken und Geschäftsmodelle radikal umwirft.

Irgendwie passt folgender Satz ganz gut: “Die fortwährende Umwälzung der Produktion, die ununterbrochene Erschütterung aller gesellschaftlichen Zustände, die ewige Unsicherheit und Bewegung zeichnet die Bourgeoisepoche vor allen anderen aus.” Das fasste Marx schon 1848 zusammen. Scott Brown fragt sich dagegen 2008 noch, warum sich alles ändert.