Der Beitrag über “Powerarmbänder für Kids” von Nichtidentisches muss mich so nachhaltig beeinflußt haben, dass er – so vermute ich zumindest – einen Traum letzte Nacht verursachte: Klingeltöne mit Runenmagie.

Der Werbespot dafür sieht in etwa so aus: vor neonfarbenem Hintergrund und einer Ästhetik, die an Roy Lichtenstein erinnert, zoomt ein Handy ins Bild. Die obligatorische kreuzblöde Bollertechno-Musik ertönt und eine Sprecherin preist in einem Pseudo-Jugendslang, der bereits 1998 hoffnungslos veraltet war, das Produkt an: “Cooles irgendwas” … zieh dir deine heissen Lieblingsrunen… Tyr, Thor, Askana…” Wie man den Zeilen entnimmt hat der Autor dieser Zeilen keinerlei Ahnung von Namen der Runen geschweige denn über ihre Verwendung. Da ich schlief, konnte ich auch nicht auf Wikipedia nachschlagen. Dann klingelt es komisch monophon, so grausig, wie sich Klingeltöne von 2003 eben so anhörten. Komischerweise ging es mir auch um Klingeltöne und nicht Handydisplaybilder. Tja, da versteh einer mal das Unbewußte! Die grundlegende Idee basierte wohl anscheinend darauf, dass jeder Rune eine spezifische Macht zugeschrieben wird, und somit das Mobiltelefon zum sakralen Kultgegenstand umfunktioniert wird. Eben so eine Art ritueller Gegenstand für den Alltag und damit eine Diffusion der Sphären sakral – alltäglich. Christliche Klingetöne und Koransuren gibt es bestimmt schon, und mit Runenmagie wird regressiv eine Stufe zurückgesprungen auf klassischen Aberglauben mit einem heidnischen Touch.

Großartig – diese Idee ist so grenzdebil und genial, dass es eine Schande wäre, hätte sie noch niemand vor mir gehabt. Im Verlauf des Traumes werde ich dann Multimillionär und kaufe mir für ein Anwesen ca. 49% der Fläche der Bahamas. Der lokalen Bevölkerung gefällt mein autokratischer Laissez-faire-Stil nach Gutsherrenart jedoch gar nicht (er hat katastrophale Auswirkungen auf ihre Lebensbedingungen), und so werde ich am 15.04.2017 von einem aufgebrachten Lynchmob in einer meiner Villen aufgesucht, als ich gerade Siesta in der Hängematte mache. Bevor sich die Szenerie verdichtet und es zum Finale kommt, ziehe ich es vor mich aus diesem Traum zu flüchten und ich wache schweißgebadet auf. Auf diesen Schock und haarsträubenden Unfug erstmal einen Kaffee Latte.