Anne Frank
Der politische Gehalt von Kunstwerken ist ein kontroverses Thema. Gerade diejenige Kunst, die politisch intervenieren will, läuft in Gefahr, auf einem extrem niedrigen Niveau anzukommen und nur die Stereotypen zu wiederholen, die die Leute sowieso hören wollen. Dabei wußte schon Hans-Jürgen Krahl, dass eine Angleichung an das falsche Bewußtsein dieses noch nie verändert hat.
Die israelische Tageszeitung Haaretz berichtet über die Proteste einer jüdischen Gruppe in den Niederlanden gegen ein Street Art-orientiertes Bild von Anne Frank, die mit einer roten Kufiya (auch bekannt als Arafat-Kopfwindel) gezeichnet wurde. Das Bild wurde als Gratis-Postkarte von der Firma Boomerang vertrieben. Die für die Auswahl verantwortliche Redakteurin will ihrerseits an der Karte nichts Schlimmes entdecken und bezeichnet sie im Einklang mit dem Künstler “T.” als “ultimatives Friedenssymbol. Ultimativer Frieden – darunter machen es die europäischen Friedensfreunde heute auch nicht mehr. Wahrscheinlich ist dem ausführenden Künstler nicht einmal klar, dass er ein weder besonders originelles Kunstwerk geschaffen hat noch einen besonders emanzipatorischen Standpunkt vertritt.
Was hat eigentlich Anne Frank mit dem Nahostkonflikt zu tun? Ein logischer Zusammenhang erschließt sich nur den Leuten, die krampfhaft den Juden erklären wollen, wie man mal so richtig Frieden macht.

PS: Ich hatte das Motiv Mitte letzten Jahres schon auf einer Stencilseite gesehen. Deswegen, und nicht nur wegen der Formsprache, die Klassifizierung unter Street Art.