la bim

Das Kino La Bim in Halle feierte seinen 16.Geburtstag und zu diesem adoleszenten Datum gab es auf 3 Floors Beschallung. Mit extremer Vorfreude sah ich auf dieses Datum, denn endlich hatte ich die Gelegenheit Candie Hank mal wieder live zu sehen – in Berlin hatte ich ihn immer verpasst. Viel zu spät tauchten wir im Kino La Bim auf. Ein extrem netter Laden übrigens mitten im Zentrum von Halle gelegen, umringt von bourgeois aufgepeppten Altbauten..
Von der Band vor Candie Hank (waren das The Bloody Hollies?) bekam ich wenig mit. Patric Catani rockte dann den Laden mit seinen knarzigen Poptracks, die zwischen Chiptune-Sounds und der Filmmusik aus Looney Tunes angesiedelt sind. Darüber MCte er aberwitzige Texte wie “Ich
hab´ das Gefühl ich kenne diese Raststätte” oder warf eine Handheld-Spielkonsole an, von der einige Lieder und zusätzliche Bleeps abgefeuert wurden. Ein Lied vomFlex Busterman Album gab er auch zum Besten, was mich sehr freute. Gegen Ende seines Sets mußte ich los, um selbst live zu spielen auf einem anderen Floor.
Übrigens: In anderen Städten wird man wegen dem Etikett “antideutsche Breakcore Spacken” geteert, gefedert und aus der Stadt getrieben – hier wurde es wohlmeinend (nahezu: begeistert! angenommen). Hätte man früher gewußt auf welche Resonanz dieses Banner noch Jahre später stoßen würde, dann hätte man die Initiatorin Scrupeda zur Herstellung von Aufklebern mit dem Slogan ermuntern sollen. Breakcore Spacken machten dann das, was sie am besten können: auf der Bühne abspacken. Mein Track “Classwar Dynamite” wurde gewünscht – und im Laufe des Sets auch gespielt begleitet von Gejohle irgendwo aus dem Publikum heraus. Nach 90 Minuten Lfo Demon und wilder Extase mußte ich mich erstmal zusammengekauert im Backstagebereich regenerieren. Mit Schmerzen im Nacken vom Headbangen und allem drum und dran. Nach mir spielten die glamourösen Bruno and Michel are smiling aus Hamburg. Otto von Schirach ist ein drittklassiger Abklatsch von dem, was die beiden bieten. Krach-Zerr-Ratsch, hier werden keine lustigen Mash-Up´s gefahren, sondern Popmusik mit einer Kreissäge in ihre Einzelteile zersplittert und dazu eine Cabaret-Show mit Grindcore-Vocals aufgeführt. Großartige Show, der Freakfaktor ist garantiert. Nach 20 Minuten war die exzessive Show inklusive Zertrümmern von Pappschachteln vorbei und die lokalen DJs, die den Abend schon begonnen hatten, legten nochmal los. Episches Rave-Drum´n Bass Geballere, zu dem sich vorzüglich mit einem Bier in der Hand abhotten ließ. Irgendwann bin ich im oberen Raum versackt, wo der Veranstalter obskure Musik auflegte, von der mir im nebulösen Koma nur noch die Schlagworte “Ween” und etwas wie “I treat my horse better than you treat me” in Erinnerung blieben. Auf jeden Fall ein guter Ausklang für diese Uhrzeit. Als um 7 Uhr langsam die letzten Gäste das Haus verließen, war dann auch wirklich schlafen angesagt.
Am nächsten Tag noch ein bißchen beim Aufräumen helfen und das antideutsche Stadtmagazin Bonjour Tristesse in die Hand gedrückt bekommen und sehr relaxt nach Hause gefahren. Danke nach Halle!