Die Paneldiskussion ab 21.30 Uhr, diesmal im Saal hatte es in sich. Eine herrliche Antithese zu dem Pro-Piracy-Streifen „Steal this film“, der gestern gezeigt wurde. In diesem Film wurde gegen das Copyright und für freie Downloads von geschützten Inhalten agitiert. Dagegen saßen auf dem Podium heute 4 LabelbetreiberInnen von Indielabels, die allesamt auch selbst Musik machen: Gudrun Gut, Lars Lewerenz, Christiane Rösinger, Thees Uhlmann. Es ging um diverse Themen rund um die wirtschaftliche Verwertung von Musik. Dass Majordeals gar nicht so schlecht seien meinte Christiane Rösinger, und Thees Uhlmann pflichtete bei: die eigene Labelgründung sei eine Notlösung gewesen. Wenig Indieeuphorie hier bei den Vertretern der Indielabels. Kontrovers wurde es bei dem Thema sinkende Tonträgerverkäufe durch illegale Downloads. Thees Uhlmann, der durch seine emphatische Art die Show schmiss, bezeichnete diese als Diebstahl. Kontrovers schaltete sich das Publikum ein, teilweise gab es heftige Reaktionen von dort und auch unterschiedliche Meinungen auf dem Podium: Christiane Rösinger meinte, dass die goldenen Zeiten für Labels vorbei seien und man mit Musikverkäufen nichts mehr verdienen würde. Thees Uhlmann und Gudrun Gut beharrten dagegen darauf, dass Labels immer noch wichtig und lohnenswert seien. Die Frage, warum man denn heute überhaupt noch Labels brauche, wurde nicht gerade souverän beantwortet: Labels hätten eine Filterfunktion inne bei der Flut an Information. Okay – aber das könnten auch Musikportale oder -zeitschriften übernehmen (wo letztere aufzeigen: auch früher gab es eine Flut von Releases, durch die der Konsument nicht durchblickte).

Sehr schön hier jedenfalls, dass keine Idylle aufgemalt wurde, sondern ein teils harter Interessengegensatz zwischen Konsumenten (aka Publikum) und LabelmacherInnen (aka Podium) klar wurde. Labels sind an der Verwertung von Musik interessiert – und an der Entlohnung der verausgabten Arbeitskraft. Die Verwertung von Musik wird nicht von anonymen Großkonzernen vorangetrieben, auch im vermeintlich unabhängigen Bereich kleiner Labels gibt es harte ökonomische Interessen, die oft mit Idealismus übertüncht werden. Spätestens sobald die Miete mit der Tätigkeit nicht mehr gezahlt werden kann, stellt sich dann wirklich die Frage: wer zahlt für das Ganze? Der Einwand aus dem Publikum, die Labels sollten sich halt auf die veränderten Bedingungen einstellen, ist für Indielabels nicht umzusetzen: ein einzelnes Label kann schwer Maßnahmen gegen gesamtgesellschaftliche Tendenzen wie den veränderten Stellenwert von Musik entwickeln. Eine Kritik an dem System der Verwertung digitaler Inhalte war an dem Abend jedenfalls nicht in Sicht. Dafür sei empohlen die Dissertation von Sabine Nuss – Copyrights & Copyriot.

Schluss jetzt hier, ich verblogge verpasse alles.