Ein besonders unterhaltsamer Fall von chronischem Antisemitismus ist das Blog “Brennende Konsensfabrik”. Wie schon sein Opa kultiviert er einen fanatischen Hass auf Juden. Sein Ziel ist es, Israelsolidarität als “nationalistisch(e), völkisch(e), rassistisch(e), reaktionär” zu outen. Hätte man da nicht ein paar “-ismen”-Adjektive mehr aufführen können, um den finsteren Charakter des Staates Israel noch drastischer zu beschreiben? Wenn es um Israel geht, da kocht des Deutschen Gemüt hoch, da muss er in die rhetorische Trickkiste ganz tief nach unten greifen, um mit einem kruden Mix seiner Ikonen Judith Butler, Foucault und dem unsäglichen Noam Chomsky seinem Antisemitsmus Luft zu verschaffen. Vordergründung wird sich and “den Antideutschen” abgearbeitet, die doch nur ein Chiffre für das eigentliche Projekt sind: der notorische Hass auf Israel. Man hat es nicht nötig, ein Zitat, eine Zeitung, eine Gruppe zu nennen, die der sagenumwobenen Entität “Antideutsche” angehört, sondern quasselt in bester Manier über Positionen, von denen man meint, dass es sie gäbe – und die man sich dabei selbst ausgedacht hat. Tja – die besten Aussagen sind immer noch die, die man selbst erfindet.

Genausogut könnte man mit dieser Methode versuchen, ein Dossier über die Parteienlandschaft von Laos zu erstellen, ohne jemals dort gewesen zu sein geschweige denn irgend etwas über dieses Land zu wissen. Jedem Leser und jeder Leserin würde die Absurdität des Unterfangens auffallen. Der Autor würde sich als das outen, was er ist: ein Vollidiot. Nicht so, wenn es um Israel geht. Hier darf jeder Antisemit seine Vorurteile herausplappern, ohne dass dies als merkwürdig angesehen würde.

Also folgen Sie mir in die irre Wahnwelt von “Brennende Konsensfabrik”. Alle kursiven Zitate aus dem Eintrag “Was von den “Antideutschen” und der Israelsolidarität übrig bleibt.”

Hier entlang, bitte:

Eine positive Bezugnahme auf Israel wird beispielsweise kritisiert: “(…)]die die Hinrichtung der in Israel lebenden Menschen durch den staatlich verordneten Zwangsmilitärdienst ignoriert oder befürwortet(…)”

Auch in Israel werden Soldatinnen und Soldaten nicht durch den Militärdienst hingerichtet. Gemeint ist wohl “Zurichtung”, aber da der Jude eh nur als mordende Bestie gilt, rutscht dem Antisemiten hier als Freudsche Fehlleistung der gemeinte Sinn heraus: Mord, Mord, Mord wenn er an Juden denkt. Dieses Motiv findet sich öfters in dem Text:

“(…) mitunter massenhafte Tötung und Kolonisierung von arabischen/ muslimischen/ palästinensischen Menschen anzuführen; (…)”

Hätte ein einfaches “Juden – Kindermörder” nicht gereicht? Aber im linken Antizionismus darf natürlich das Konstrukt des jüdischen Imperialismus, der in Palästina einfällt um dort aus purer Mordlust Menschen totzumachen, nicht fehlen. Gemeinhein wird mit Kolonisation die Besiedelung von Landstrichen bezeichnet, aber nach Brennende Konsensfabrik werden sogar die Menschen selbst, das nackte Leben, vom finsteren Israeli besetzt, wenn er sie nicht gerade umbringt. Schlimm!

Wenn einem nichts mehr einfällt, erfindet man eben einfach mal ein paar Positionen. Z.B.: “Eine nationalistisch-reaktionäre Israelsolidarität und ihre “antideutsche” Verortung, die alle jüdischen (bzw. israelischen) Menschen als Monolith der Unschuld konstruiert,(…) “

Ich würde gerne wissen wo, außer in der Phantasie von Brennende Konsensfabrik, jüdische Menschen als “Monolith der Unschuld konstruiert” werden. Kann man einen Monolith aus Menschen konstruieren? Was auch immer Brennende Konsensfabrik mit diesen Zeilen mitteilen möchte, es kommt doch nur der Hass auf die Juden dabei heraus. Jemand – so die Deutung nach Brennende Konsensfabrik – will die Juden als “unschuldig” darstellen. Diese Verschwörung gegen das gesunde Volksempfinden kann nicht angehen, schließlich weiß Spürnase Konsensfabrik genau wie sein Gesinnungsfreund Jörg Haider, dass der Jude als solches Dreck am Stecken haben muss.

Brennende Konsensfabrik erfindet Phantomargumente, um auf sie einzudreschen. Wohl niemand würde den Satz aufstellen, “alle jüdischen Menschen seien unschuldig”. Eher sagt dieser Satz etwas über die Wahnphantasien seines Erfinders aus. Er will beweisen, dass “die Antideutschen” “rassistische(n) Homogenisierungs- und Hierarchisierungslogiken” verbreiten. Dazu erfindet man einfach Positionen, die dann als “rassistisch” klassifiziert werden. Und dann hat man mit frei erlogenen Fakten bewiesen, was schon von Anfang an feststand. Ein Vorgehen wie aus dem Lehrbuch für Verschwörungstheoretiker.

Aber weiter. Als “kritische Analyse” wird dann das Geschwätz von Noam Chomsky angeführt. “Eine nationalistisch-reaktionäre Israelsolidarität und ihre “antideutsche” Verortung, die die geschichtlich-politischen Hintergründe der US-Außenpolitik (siehe besonders Chomsky) sowie das Foucault’sche Konzept der Biopolitik nicht kennt, nicht kennen will oder verkennt, verabschiedet sich von einer kritischen Analyse und tritt ein in die Sphäre des Geschichtsrevisionismus und Staatsrassismus – und das lehne ich ab.”

Man hat die Bücher selbst nicht gelesen, es muss ein Verweis darauf im Nebensatz genügen, dass er ja irgendwas kritisches über die US-Außenpolitik gesagt hätte. Warum gerade die us-amerikanische Außenpolitik? Läge es erstmal nicht näher, etwas über die deutsche Außenpolitik im Nahen Osten herauszufinden? Ob Bücher eines Autors, die gerne von Alt- und Neunazis zitiert werden und von rechtsradikalen Verlagen vertrieben werden, als “kritischer Analyse” zu bezeichnen sind, bleibt mehr als fraglich (vgl. Klaus Thörner – MarLenit und Maulwurf. Bahamas Nr.45). Was einen Verteidiger von Auschwitzleugnern wie Robert Faurrisson dazu befähigt, Analysen über den Nahen Osten abzugeben, wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben. Wohl eher lässt sich bei Chomsky genau das Ressentiment gegen die USA nachlesen, das Brennende Konsensfabrik erwartet.

Das orginellste Argument aber ist eine “Kritik” am Judentum, da es Beschneidungen (an Jungen wohlgemerkt) durchführt:

“Eine nationalistisch-reaktionäre Israelsolidarität und ihre “antideutsche” Verortung, die nur Kritik an der Religion des Islam übt und nicht an allen Religionen, also auch am Judentum und somit z.B. an allen(!) Zwangsbeschneidungspraxen, die vorwiegend im Kindesalter (und eben oft unter schrecklichen Hygienebedingungen) vorgenommen werden, weil der Widerstand der Beschnittenen dort am wenigsten gehört wird und am wenigsten bedrohlich für diese Gewaltpraxis ist (schließlich können sich Kinder gegen diese erwachsene Gewalt kaum erfolgreich wehren), wird von mir abgelehnt.”

Auf solche Ideen muss man erst kommen. Dadurch hat man den Juden als hemmungslosen Gewalttäter gebrandmarkt, der schon an Kindern seiner perversen Lust nach Verstümmelung fröhnt um sie zu seinesgleichen zu machen. In dunklen, schmutzigen Hinterzimmern natürlich. Das Judentum mutiert so in der Phantasie des Antisemiten zu einem Kinderschänderkult. Dass zwischen der Beschneidung von männlichen und weiblichen Kindern ein nicht gerade geringfügiger Unterschied besteht, wird vom Autor unterschlagen. Man kann sich, frei nach Henryk Broder, in Pornos davon überzeugen, dass beschnittene Penisse auch nicht viel anders aussehen/ funktionieren als unbeschnittene. Man könnte männliche Juden fragen, ob sie sich als Gewaltopfer fühlen, und wie sich ein Leben mit beschnittenem Penis gestaltet. Wozu aber auch, wenn das Ziel einzig darin besteht, das Judentum zu brandmarken.

Ebensogut ließe sich jede Operation an Kindern zur Gewalthandlung stilisieren, jeder Zahnarztbesuch als Kinderschändung beschreiben. Aber das wäre selbst für Brennende Konsensfabrik zu absurd. Sein Ziel ist einzig Hass auf die jüdische Religion zu schüren. Das versteckt man dann ganz gerne hinter dem Chiffre “Religionskritik” genauso wie der antisemitische Hass auf Israel als “Kritik des Nationalismus” ausgegeben wird.

Bravo – den Preis für das antisemitischste Blog hat sich Brennende Konsensfabrik wahrlich verdient mit den wohl dümmlichsten Stereotypen über Juden und dem sinnfreiesten Gebrabbel. Für eine Karriere als Schriftleiter oder Propagandaoffizier wäre Brennende Konsensfabrik in anderen Zeiten hervorragend geeignet gewesen. Zum Glück sind diese Zeiten um und er ist auf das zurückgestuft, was er ist: ein Hanswurst, der mit lachhaften Mitteln versucht Hass gegen Israel zu schüren.

Heutzutage muss der Antisemitismus gut verpackt werden. Bei Brennende Konsensfabrik ist alles drin, was der moderne Antisemit so drauf hat: die jüdischen Kronzeugen (Chomsky, Butler) um den notorischen Hass auf Israel zu belegen. Wie jeder Antisemit auf der Höhe der Zeit hat auch er das Sprüchlein auf Lager, dass er natürlich etwas gegen den Antisemitismus hätte. Schon klar, Nur den Staat Israel möchte er ausgelöscht sehen.

Nächsten Monat: Streng geheim. Ein Tip: Es beginnt mit “L”.